Experiment des Monats
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Rhodanid-Ionen (Thiocyanat-Ionen) bilden mit Eisen(III)-Ionen intensiv rote Komplexe. Wird Eisen(III) zu Eisen(II) reduziert, zerfallen diese Komplexe und die Lösung entfärbt sich.
Geräte und Chemikalien:
Reagenzgläser, Pipetten.
0,1 M Eisen(III)chlorid-Lösung,
0,1 M Kaliumrhodanid-Lösung,
0,05 M Ascorbinsäure-Lösung,
0,1 M L-Cystein-Lösung,
0,1 M Glucose-Lösung.
Durchführung:
Drei Reagenzgläser werden mit jeweils 1 ml 0,1 M FeCl3- und 3 ml 0,1 M
KSCN-Lösung gefüllt. Es entsteht eine tiefrote Lösung.
Wird nun 1 ml 0,1 M Glucose-Lösung zugetropft, bleibt die Lösung unverändert,
bei Zugabe von 1 ml 0,05 ml Ascorbinsäure-Lösung entfärbt sie sich innerhalb
von Sekunden. Bei Zugabe von 1 ml 0,1 M Cystein-Lösung tritt ebenfalls eine Entfärbung
auf, außerdem entsteht ein weißer Niederschlag.
Erklärung:
Eisen(III)-Ionen sind ein relativ starkes Oxidationsmittel (E° = +0,77 V; alle Angaben bei pH = 7),
auch für die Rhodanid-Komplexe liegen die Redox-Potentiale E°(FeIII/FeII) um +0,5 V.
Glucose (E° = –0,36), Cystein (E° = –0,24) und Ascorbat (E° = –0,08)
sind dagegen Reduktionsmittel. Es sollte also zu einer Redox-Reaktion kommen, wobei Eisen(III) zu Eisen(II) reduziert und
die Biomoleküle zu Gluconolacton (Gluconsäure), Cystin bzw. Dehydroascorbat oxidiert werden.
Die Redox-Reaktion läuft aber nur mit Cystein und Ascorbat ab, nicht mit Glucose. Voraussetzung dafür ist nämlich,
daß sich Eisen-Komplexe ausbilden, in denen dann die Elektronenübertragung abläuft. (vgl. EdM 08/2000)
Das ist mit Glucose nicht möglich, da sie in neutralen und schwach sauren Lösungen praktisch nur in den cyclischen
Pyranose-Formen vorliegt.
Das Reaktionsprodukt Cystin ist schwerlöslich, daher bildet sich im dritten Ansatz ein weißer Niederschlag von Cystin.
( Cystinurie; EdM 05/2005)
Literatur & Links:
M. Oetken & J. Friedrich: "CHEMistry ..."; Vortrag auf dem Wissenschaftsforum Chemie 2011 in Bremen
H.-P. Kleber, D. Schlee, W. Schöpp: "Biochemisches Praktikum", Kap. 2.9.3
H. Beyer, W. Walter: "Lehrbuch der Organischen Chemie" - u.a.
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Seite erstellt am: Freitag, 30. September 2011, A. Schunk, Charité - Universitätsmedizin Berlin.
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