Experiment des Monats
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Etwa ein Drittel der Bundesbürger leiden regelmäßig unter Sodbrennen. Dabei steigt Magensaft in der Speiseröhre auf und verursacht ein unangenehmes Brennen. Antazida sollen die Magensäure teilweise neutralisieren und damit dem Sodbrennen entgegenwirken. Antazida werden außerdem bei Magengeschwüren verordnet. Als Antazida kommen unterschiedliche anorganische Substanzen zum Einsatz. Die beiden hier vorgestellten Versuche zeigen die unterschiedliche Wirkungsweise der verschiedenen Antazida.
Geräte und Chemikalien:
verschiedene Antazida, z.B.
Bullrich Salz®,
Trigastril®,
Rennie®,
Talcid® oder andere,
verdünnte Salzsäure,
Universalindikator (Bereich pH 1-10)
Erlenmeyerkolben 1000 ml, Erlenmeyerkolben 100 ml,
Luftballons.
Durchführung:
1. Für jede Probe einen 1000 ml Erlenmeyerkolben etwa
zur Hälfte mit 0,1-molarer Salzsäure füllen.
Dies entspricht einem durchschnittlichen Mageninhalt.
Die Lösung mit flüssigem Universalindikator anfärben.
Der Indikator zeigt pH 1 an. Nun die empfohlene Dosis der
Antazida pulverisieren und zur Salzsäure geben.
Der pH-Wert ändert sich. Es stellen sich Werte zwischen
pH 4 bis pH 8 ein. Bei einigen Präparaten
ist eine Gasbildung erkennbar.
2. Einen 100 ml Enghals-Kolben mit etwa 20-30 ml 10%iger
Salzsäure füllen. Pulversierte Antazida in
einen Luftballon geben und den Ballon über den
Kolbenhals stülpen. Nun den Ballon aufrichten, sodaß
das Pulver in die Säure fällt. Bei einigen
Wirkstoffen bildet sich eine so große Gasmenge,
daß der Ballon aufgeblasen wird.
Erklärung:
Alle Antazida enthalten Stoffe, die mit Säuren reagieren
und diese neutralisieren. Es kommen dabei aber unterschiedliche
Verbindungen vor:
Bullrich Salz® enthält vor allem Natriumhydrogencarbonat
(Natron), die Hauptwirkstoffe von Rennie® sind Calciumcarbonat
und Magnesiumcarbonat. Trigastril® besteht aus einem Gemisch von
Aluminiumoxid und Magnesiumhydroxid, in Talcid® ist die wirksame
Substanz Hydrotalcit, ein Aluminium-Magnesium-hydroxid-carbonat-hydrat.
Bei der Reaktion der Carbonate mit der Magensäure entsteht CO2.
Alkalimetall-Carbonate reagieren dabei sehr schnell, Erdalkalimetallcarbonate
langsamer. Bei der schnellen CO2-Freisetzung können bei
empfindlichen Menschen unangenehmes Aufstoßen und Völlegefühl auftreten.
Die Carbonate reagieren vollständig mit der Magensäure,
der pH-Wert kann dabei vom stark sauren Ausgangszustand mit pH 0,8-1,5
bis in den neutralen oder (vor allem bei Überdosierung) in den
schwach alkalischen Bereich angehoben werden. Therapeutisch sinnvoll
wäre jedoch das Einstellen eines pH 3-4. Bei höheren
pH-Werten sind die Verdauungsenzyme des Magens nicht mehr aktiv und
die desinfizierende Wirkung der Magensäure fällt aus.
Aluminium- und Magnesiumoxide sind nur im sauren Bereich löslich.
Sie reagieren daher nur so lange mit der Magensäure,
bis das Milieu auf maximal pH 5 angestiegen ist. Dann endet
die Wirkung der Antazida, die überschüssige Menge bleibt
unverändert.
Antazida sind grundsätzlich nur bei gelegentlich auftretender
Hyperazidität ("Übersäuerung" des Magens) einzusetzen.
Bei häufigem Auftreten deren Symptome (Sodbrennen, Magendruck)
sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.
Gefahren:
Salzsäure ist ätzend.
Entsorgung:
Die neutralisierten Lösungen können zum Abwasser gegeben werden.
Literatur & Links:
M. Petersen-Braun, U. Gessner, B. Drechsler, J. Salzner, G. Wagner:
"Arzneimittel und Chemie - Unterrichtsmaterialien für einen
zeitgemäßen Chemieunterricht"
Leverkusen: Bayer Vital, 2003
G. Wolf, A. Flint: "Rennie räumt nicht nur den Magen auf"
Naturwissenschaften im Unterricht - Chemie, Nr. 55 (01/2000), 16-20
Jens Salzner & Beate Drechsler: "Wirkung, Wechselwirkung, Nebenwirkung"
Vortrag auf der Jahrestagung der GDCh Fachgruppe Chemieunterricht, Weingarten, 13.09.2002
Julia Freienberg & Alfred Flint: "Antazida und Backpulver"
Vortrag auf der Jahrestagung der GDCh Fachgruppe Chemieunterricht, Weingarten, 12.09.2002
Herrn Prof. Dr. Alfred Flint (Rostock) und Herrn Jens Salzner (Frankfurt/Main) danke ich sehr herzlich für die Hinweise und die Unterstützung.
Oktober 2003: Kupfer/Zink-Lokalelement
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Seite erstellt am: Freitag, 31. Oktober 2003, A. Schunk, CCC Univ. Erlangen.
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