Experiment des Monats
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Bei den meisten spontan ablaufenden Reaktionen wird Energie frei, die Reaktionen sind exotherm. Es gibt jedoch auch endotherme Reaktionen, die spontan ablaufen. Dabei kühlt sich das Reaktionsgemisch ab. In diesem Experiment können (ausgehend von Zimmertemperatur) Temperaturen bis -15°C erreicht werden. Steht der Kolben auf einem feuchten Karton, so friert dieser fest.
Geräte und Chemikalien:
Bariumhydroxid Octahydrat,
Ammoniumrhodanid oder
Ammoniumnitrat
Erlenmeyerkolben, Bechergläser, Thermometer.
Durchführung:
4,5 g Ba(OH)2 · 8 H2O
und 1,5 g NH4SCN (bzw. 1,6 g NH4NO3)
als Festsubstanzen in einen trockenen Erlenmeyerkolben geben und durch
Schütteln durchmischen. Das Gemisch kühlt sich ab, es
entsteht dabei eine Lösung. Mit einem Thermometer kann der
Temperaturverlauf verfolgt werden.
Erklärung:
Zwischen den Edukten läuft eine Säure-Base-Reaktion ab,
Ammonium- und Hydroxid-Ionen reagieren miteinander:
Ba(OH)2 · 8 H2O + 2 NH4SCN Ba(SCN)2 + 2 NH3 + 10 H2O
Triebkraft der Reaktion ist die große Entropie-Zunahme
infolge der Entstehung des gasförmigen Ammoniaks und des
freigesetzten Kristallwassers.
Gemäß der GIBBS-HELMHOLTZ-Gleichung:
DG = DH T·DS
kann eine ausreichende Entropie-Zunahme (DS >> 0) eine
Enthalpie-Abnahme (DH > 0) kompensieren.
Ist die freie Enthalpie DG < 0
kann die Reaktion spontan ablaufen.
Hinweis:
Eine ähnliche endotherme Reaktion kann auch mit Eisen(II)nitrat-Nonahydrat
+ Kristallsoda bzw. Ammoniumnitrat + Kristallsoda demonstriert werden.
Auch das Lösen von Ammoniumnitrat in Wasser ist ein stark endothermer
Prozeß (und wird in
Sofort-Kältekompressen
eingesetzt).
Gefahren:
Bariumhydroxid ist giftig und ätzend.
Entsorgung:
Die Lösung kommt zum Schwermetall-Abfall.
Literatur & Links:
Erwin Graf: "Zum Energieaspekt bei chemischen Reaktionen"
Naturwissenschaften im Unterricht - Chemie, 10 (1999), 288-291
Erwin Graf: "Chemischen Reaktionen auf der Spur" in:
E. Rossa (Hrsg.): "Die Fundgrube für den Chemie-Unterricht", S. 21
Juni 2003: Permanganat-Fontaine
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Seite erstellt am: Montag, 30. Juni 2003, A. Schunk, CCC Univ. Erlangen.
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