Experiment des Monats
Mai 2000

Nachweis von Stickstoffmonoxid

Bereits seit 1879 wird Nitroglycerin zur Behandlung von Herzerkrankungen eingesetzt. Auch ALFRED NOBEL, der Erfinder des Dynamits (Dynamit = in Kieselgur absorbiertes Nitroglycerin) war im Alter auf dieses Heilmittel angewiesen. Die Wirkung des Nitroglycerins wurde jedoch erst ein Jahrhundert später aufgeklärt.
Nitroglycerin setzt im Organismus Stickstoffmonoxid (NO) frei. 1986 erkannte LOUIS IGNARRO, daß NO mit dem bereits seit mehreren Jahren postulierten EDRF ("Endothelium derived relaxing factor") identisch ist. Die an dieser Entdeckung beteiligten Forscher erhielten 1998 den Nobelpreis für Medizin und Physiologie.

Im folgenden Versuch wird die chemische Darstellung und der Nachweis von Stickstoffmonoxid gezeigt.

Experiment des Monats Experiment des Monats

Geräte und Chemikalien:
Stehkolben oder Erlenmeyerkolben, Tropftrichter, Standzylinder oder hohes Becherglas.
Kupferspäne, 20%ige Salpetersäure, 10%ige Eisen(II)sulfat-Lösung.

Durchführung:
Die Apparatur wie in der Abbildung gezeigt aus einem Erlenmeyer- oder Stehkolben, Tropftrichter und Glasrohr zusammenbauen. In den Kolben einige Kupferspäne geben. Da das entstehende NO durch Luftsauerstoff zu NO2 oxidiert wird, muß die Apparatur mit Stickstoff (oder CO2) gespült werden.
Den Standzylinder mit einer frisch bereiteten Eisen(II)sulfat-Lösung füllen und auch diese mit Stickstoff begasen.
Durch den Tropftrichter halbkonzentrierte Salpetersäure auf die Kupferspäne geben. Es tritt eine Gasentwicklung ein, die Lösung im Kolben färbt sich blaugrün. Im Standzylinder tritt in der Eisen(II)sulfat-Lösung eine Braunfärbung auf.

Erklärung:
Die Edelmetalle Kupfer, Silber und Quecksilber werden von Salpetersäure oxidiert, indem die Salpetersäure zu Stickoxiden reduziert wird. Beim Einwirken halbkonzentrierter Salpetersäure auf Kupfer entsteht Stickstoffmonoxid (NO):

8 HNO3 + 3 Cu -> 3 Cu(NO3)2 + 2 NO + 4 H2O

bzw.   2 NO3 + 3 Cu + 8 H+ -> 3 Cu2+ + 2 NO + 4 H2O

NO bildet mit Eisen(II)-Ionen einen dunkelbraunen Komplex: [Fe(H2O)5(NO)]2+. Vermutlich beruht auch die physiologische Wirkung des NO auf einer Anlagerung an FeII-Zentren bestimmter Enzyme.

Die gleiche Reaktion wird auch beim qualitativen Nitrat-Nachweis ausgenutzt, bei dem die gelöste Analysensubstanz mit Eisen(II)sulfat versetzt und mit konz. Schwefelsäure unterschichtet wird. Bei Anwesenheit von Nitrat entsteht an der Phasengrenze ein brauner Ring des Eisenkomplexes.

Gefahren:
Salpetersäure ist ätzend und giftig. Auch die entstehenden Stickoxide sind sehr giftig. Der Versuch sollte im Abzug durchgefüht werden.

Entsorgung:
Die Lösungen kommen zum Schwermetallabfall.

Literatur & Links:
Heinz Schmidkunz: "Stickstoffmonooxid"; Naturwissenschaften im Unterricht: Chemie, 11 (2000), Nr. 55, 30-32
Anorganikum, 13. Aufl. (1993), Bd. II, S. 1177
A. F. Holleman, E. Wiberg, N. Wiberg: "Lehrbuch der Anorganischen Chemie"; Berlin: W. deGruyter, 1995 (101. Aufl.), S. 691-692

Frau Dipl.-Chem. Gisela Martinek und Frau Dipl.-Chem. Angelika Hofmann, Computer-Chemie-Centrum der Univ. Erlangen-Nürnberg, danke ich sehr herzlich für die Unterstützung.


April 2000: Enol-Titration nach K. H. Meyer

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Seite erstellt am: Freitag, 28. April 2000, A. Schunk.