Experiment des Monats
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Die in der Nahrung vorhandenen Fette und Öle (Triacylglycerole) müssen bei der Verdauung hydrolysiert werden, bevor sie resorbiert werden können. Dazu werden Lipasen und Gallensäuren benötigt.
Geräte:
3 Reagenzgläser, Reaktionsgefäß (Eppendorfgefäß),
Kolbenhubpipette 1000 µl (Eppendorf-Pipette) mit Pipettenspitzen, Zentrifuge
0,1 M Natronlauge,
Phenolphthalein-Lösung,
Vollmilch oder Sahne, Natriumcholat-Lösung (Natriumsalz einer Gallensäure),
Colestipol-Hydrochlorid (als 10%ige Suspension, z.B. Cholestabyl®),
Pankreatin-Lösung (Enzymgemisch aus der Bauchspeicheldrüse, i.allg. von Schweinen).
Durchführung:
0,4 ml Na-Cholat-Lösung und 0,4 ml Colestipol-Suspension (vor Zugabe schütteln)
in ein Reaktionsgefäß pipettieren, kräftig schütteln, 5 min. stehen lassen
und anschließend zentrifugieren. Der klare Überstand wird verwendet.
Drei Reagenzgläser befüllen:
(1) 1,0 ml Milch + 3 Tropfen Phenolphthalein + 0,5 ml NaOH + 1,5 ml Wasser + 1,0 ml Pankreatin + 0,5 ml Na-Cholat-Lösung
(2) 1,0 ml Milch + 3 Tropfen Phenolphthalein + 0,5 ml NaOH + 2,0 ml Wasser + 1,0 ml Pankreatin
(3) 1,0 ml Milch + 3 Tropfen Phenolphthalein + 0,5 ml NaOH + 1,6 ml Wasser + 1,0 ml Pankreatin + 0,4 ml Colestipol/Cholat-Überstand
Ansätze gut mischen und die Zeit bis zur Entfärbung des Phenolphthaleins notieren.
Erklärung:
Lösung (1) entfärbt sich als erstes, dann folgen (3) und (2).
Die Lipasen spalten die Esterbindungen der Triacylglycerole. Durch die freigesetzten Fettsäuren wird
die Natronlauge neutralisiert, der pH-Wert fällt.
Die Gallensäuren begünstigen die Emulgation der Lipide, dadurch können die Lipasen leichter
angreifen. Die Lipasen werden durch Cholate zusätzlich aktiviert. Die Reaktion geht deutlich schneller.
Colestipol (ein Polymer aus Ethylendiamin) bindet Gallensäuren, die mit dem Polymer abzentrifugiert
werden. Da nicht alle Gallensäuren gebunden werden, erfolgt die Entfärbung in Glas (3) etwas
schneller als im Glas (2), ganz ohne Zusätze.
In der Medizin kann Colestipol zur Senkung des Cholesterolspiegels eingesetzt werden. Durch die Bindung
der Gallensäuren im Darm werden sie dem enterohepatischen Kreislauf entzogen, da die Rückresorption
verhindert wird. Dadurch müssen neue Gallensäuren in der Leber aus Cholesterol gebildet werden.
Gefahren:
Natronlauge ist ätzend, Pankreatin wirkt reizend.
Entsorgung:
Die Lösungen können zum Abwasser gegeben werden.
Literatur & Links:
W. Laubinger, C. Ludwig, P. Ludwig, I. Rapoport, A. Schunk: Modellstudiengang Medizin,
Praktikum Lipide; Charité - Universitätsmedizin Berlin, 2010
R. Blume: Warum sind die
Gallensäuren so wirksame Emulgatoren?
Frau Dipl.-Päd. Regina Freund und Frau Frau Hannelore Stender, Institut für Biochemie der Charité, danke ich sehr herzlich für die Unterstützung.
November 2010: Eiweiß-Bestimmung
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Seite erstellt am: Dienstag, 30. November 2010, A. Schunk, Charité - Universitätsmedizin Berlin.
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