Chemische Experimente    

Experiment des Monats
Februar 2007

Das Gedächtnis der Joghurt-Becher


Wird einem Joghurtbecher zu sehr eingeheizt, erinnert er sich an die Zeit, als er noch gar kein Becher war - und wird etwas flacher ... (hoffentlich wurde der Inhalt vorher gegessen)

Experiment des Monats Experiment des Monats

Geräte und Chemikalien:
Joghurt-Becher (aus Polystyrol), Heissluft-Gebläse.

Durchführung:
Eine leeren Joghurt-Becher (oder Sahnebecher etc.) mit dem Heißluft-Gebläse (für Heimwerker; ein Haarfön ist nicht heiß genug) möglichst gleichmäßig erwärmen. Der Becher zieht sich dabei zu einer nahezu flachen Kunststoffscheibe zusammen.
Der Versuch funktioniert am besten mit Bechern aus Polystyrol (PS). Becher aus Polypropylen (PP) sind weniger geeignet, das Ergebnis ist uneben und nicht ganz flach. Andere Kunststoffbecher (z.B. spritzgegossene - erkennbar an einer kleinen Spitze am Boden) sind nicht verwendbar.

Tiefziehen
 
Copolymer

Erklärung:
Man hat zunächst eine Form (grau) mit einem Hohlraum, der genau die Außenform des Bechers hat. Sie wird mit Wasser gekühlt - hier blau. Außerdem hat die Form ein Loch, durch das kann man Luft hineinblasen und heraussaugen. Die Folie (rot), aus der der Joghurtbecher gemacht werden soll, wird über die Form geführt und mit einer Infrarotlampe aufgeheizt. Damit sie nicht zu früh in die Form hineinfällt, wird sie mit einem Luftstrom leicht nach oben geblasen. Dadurch wölbt sie sich ein kleines bisschen. Wenn die Folie genügend erweicht ist, wird das Folienmaterial in die Form gesaugt. Da die Form gekühlt ist, erstarrt der Joghurtbecher. Durch Einblasen von Luft wird der fertige Joghurtbecher ausgeworfen. Technisch macht man das mit mindestens 100 Joghurtbechern gleichzeitig.
Schauen wir uns einmal den Joghurtbecher in extrem starker Vergrößerung an. An der Seitenwand orientieren sich die Molekülketten, und wenn diese an der kalten Wand der Form erstarren, dann bleiben sie in dieser Form. Den ursprünglichen Zustand der Spaghettiform sehen wir am oberen Rand des Bechers. Mit einem Heimwerker-Fön wird dem Joghurtbecher soviel Wärme zugeführt, dass sich die Molekülketten wieder bewegen können und die alte Spaghettiform einnehmen.
 © Gerhard Heywang  

Gefahren:
Vorsicht vor Verbrennungen am Heißluftgebläse oder dem erhitzten Becher. Die Kunststoffe sind brennbar, Kontakt mit dem Heizgrät daher vermeiden.

Entsorgung:
gelbe Tonne bzw. gelber Sack oder Hausmüll.

Literatur & Links:
G. Heywang, BAYER, Leverkusen, persönliche Mitteilung

Herrn Dr. Gerhard Heywang, Bayer Industry Services GmbH & Co. OHG, Leverkusen, danke ich sehr herzlich für die Informationen, Textbeiträge und Grafiken.


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Seite erstellt am: Mittwoch, 31. Januar 2007, A. Schunk, Institut für Didaktik der Chemie, Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt am Main.

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