Experiment des Monats
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Kobalt(II)-Ammin-Komplexe sind sehr leicht, auch durch Luftsauerstoff, oxidierbar. Die Reaktionsprodukte sind sehr viel intensiver gefärbt, als der zu Beginn vorliegende Aqua-Komplex. Die Reaktion läßt sich aufgrund dieser Farbveränderung gut beobachten und ist auch als Projektionsversuch geeignet. Man kann dadurch auch zeigen, daß in wässrigen Lösungen Sauerstoff gelöst ist. Infolge von Diffusionsprozessen treten interessante Muster auf.
Geräte und Chemikalien:
Kobalt(II)chlorid-hexahydrat,
25%ige Ammoniak-Lösung
Bechergläser, Petrischalen.
Durchführung:
2 g CoCl2·6H2O in 100 ml
Wasser lösen. Diese Lösung zu 30 ml 25%iger
NH3-Lösung gießen. Die entstandene
hell-bräunliche Lösung auf drei Petrischalen verteilen.
(Die Schalen ggf. vorher auf den Projektor stellen.)
Die erste Schale ganz abdecken, die zweite teilweise mit einer
ausgeschnittenen Folie. Die dritte Schale bleibt offen stehen.
In allen drei Schalen bilden sich dunkle Muster, wobei sich die
Lösung in der offenen Schale als erstes dunkel-rotbraun
färbt.
Erklärung:
Beim Vereinigen der Ammoniak- und der Kobaltsalz-Lösung
(in letzterer liegt der hell-rosa gefärbte
[Co(H2O)6]2+-Komplex vor)
bilden sich verschiedene Komplexe, vor allem
[Co(NH3)5(H2O)]2+.
Das Wassermolekül kann durch ein Sauerstoffmolekül
ausgetauscht werden, wobei O2 an zwei Kobaltzentren
binden kann. Es entstehen dadurch zweikernige Peroxo-Komplexe:
[(NH3)5Co-O-O-Co(NH3)5]4+.
Über mehrere Zwischenreaktionen erfolgt der Zerfall zu
Kobalt(III)-Komplexen, die oft nach einiger Zeit auskristallisieren.
Die Peroxo-Komplexe sind olivbraun gefärbt, die resultierenden
Co(III)-Ammin-Komplexe überwiegend dunkelrot-violett.
Da in Wasser (sofern Luftkontakt vorlag) kleine Mengen Sauerstoff
gelöst sind, bilden sich bereits beim Zusammengiessen der
Ausgangslösungen Peroxo-Komplexe und es entsteht eine
bräunliche Lösung. Wird die Schale vollständig
abgedeckt, bleibt ein Restvolumen Luft zurück, die Oxidation
kann fortschreiten, wenn auch deutlich langsamer als in der
offenen Schale. Dabei bilden sich durch Diffusionseffekte
hervorgerufene interessante Strukturen. Wird die
Flüssigkeitsoberfläche durch eine Folie teilweise
abgedeckt, so kann an diesen Stellen kein Sauerstoff direkt
eindringen und die Lösung bleibt hell. Diese Lösung
(in der Abbildung unten links) farbt sich ausgehend von den
offenen Stellen dunkel - auch hier werden verschiedene
Muster beobachtet.
Gefahren:
Kobalt(II)chlorid ist giftig, Ammoniak wirkt stark reizend.
Entsorgung:
Die Lösungen werden zum Schwermetallabfall gegeben.
Literatur & Links:
S. M. Jörgensen: J. Prakt. Chem. 23 (1881), 229
S. M. Jörgensen: J. Prakt. Chem. 30 (1884), 2
R. Demuth, F. Kober: "Komplexchemie - experimentell"
Prof. Dr. Ulf Thewalt, Univ. Ulm, persönliche Mitteilung
Herrn Prof. Dr. Ulf Thewalt, Sekt. Röntgen- und Elektronenbeugung der Universität Ulm, danke ich sehr herzlich für die Anregungen und die Unterstützung.
August 2004: Das pulsierende Sektglas
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Seite erstellt am: Montag, 30. August 2004, A. Schunk, SROEL Univ. Ulm.
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